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Berliner Apotheke
 

Das Projekt der Berliner Apotheke hängt eng mit dem Textfragment "Wiesenschaft" zusammen, mit der wiesenschaftlichen Forschungsarbeit "Puppenharn", die unter anderem in einer Skulptur und in Zusammenarbeit mit Thomas Primas im Essayband "Der Traum des lächerlichen Menschen" Form angenommen hat. Grundthema all dieser Projekte, die im heissen Berliner Sommer des Jahres 1995 ihren Anfang nahmen, ist die Frage nach der "Heilung durch die Kunst". Im Vordergrund stand zunächst der Versuch einer begrifflichen Klärung: Was heisst Heilung? Was heisst Kunst? Voraussetzung dieser Essays ist die Annahme, dass Kunst für den Menschen nur dann einen Sinn hat, wenn sie ihm Heil bedeutet, wenn sie ihn zu seiner Ganzheit führt, lenkt, begleitet. Die "Berliner Apotheke" ist der konkreteste Ausdruck dieses Wunsches. Sie ist nicht nur in einem medizinischen Sinne Apotheke, sondern zugleich konkretisierte Zusammenfassung Verdichtung des Grenzstreifens und Materialisierung von Gedanken und Wünschen. Metaphorisch erscheint in diesen Projekten der Grenzstreifen als eine Wunde, als Grenze, als Verbindung im Schmerz, und wird zugleich erlebt als die Wiese, auf der die Heilkräuter wachsen, die den Schmerz und das Leid der Trennung, aber auch die Mühsal des Zusammenwachsens trösten. Die Berliner Apotheke ist das Produkt praktischer oder angewandter Semiotik.

 
 


Die "Berliner Apotheke", eine im Sperrmüll an der Strelitzer Strasse gefundene, alte, schwarz emaillierte Geldkassette mit 27 Glasfläschchen.

Die Urinkturen befinden sich bei Daniel Ambühl.
Eine Kopie der berliner Apotheke in der Potenz C1 wurde im Oktober 2003 für  die Albertus-Magnus-Apotheke in Lappersdorf (D)
hergestellt.

"Mehr noch als bloss Apotheke ist die "Berliner Apotheke" ein Portrait Berlins, Fassung dieses Genius Loci  in einem Objekt. Die Wirkung des Ortes Berlin auf den Menschen ist in der Berliner Apotheke dokumentiert und zugleich aber auch physisch anwesend, in ihr aufgehoben. Damit ist auch dargestellt, wie Kunst Heilung bedeuten könnte: Indem sie das Erlebte und Wahrgenommene in einen der menschlichen Erfahrung gemässen Code und eine Sprache übersetzt, und daraus einen Gegenstand entstehen lässt, der allgemein empfindbar ist. Dies heisst allerdings nicht, dass die materialisierte begriffliche Fassung dem Betrachter auch bewusst wird. Doch dies ist auch nicht nötig, da das Objekt als "Berlin" verstanden wird, sofern die Übersetzung gelungen ist. Die Erörterung des Gelingens ist eine semiotische Diskussion."

 

Die 27 Mittel der Berliner Apotheke
Textarchiv Puppenharn

Skulptur und Buch "Puppenharn"

 
  Abbildungen

Mekonium inachios io
Mohrenblüte unter Acryl
Mekonium Proben auf Aluminium
Mekonium auf Bütten

Raupenfliege Notiz
Schlupfwespen unter Acryl
Notiz zur Schlupfwespe
Raupenfliege Tachina
Tachina unter Acryl
 
 

Semiotik

Die Semiotik ist die Wissenschaft von den Zeichen. 
 

  • Die Semiotik beschäftigt sich mit allen Prozessen des Informationsaustausches als Prozessen, an denen Zeichen beteiligt sind. Menschen sprechen, schreiben, zwinkern, winken und verkleiden sich, sie stellen Wegweiser und Barrikaden auf, um anderen damit etwas mitzuteilen: Sie produzieren und interpretieren Zeichen. Aber selbst, wenn niemand die Absicht hat, etwas mitzuteilen, werden Zeichenprozesse wirksam: Ein Arzt interpretiert die Symptome einer Krankheit, ein Hund folgt einer Fährte, ein Dieb löst eine Alarmanlage aus.

  • Die Semiotik untersucht alle Zeichenprozesse im Hinblick auf gemeinsame Strukturen. Ihr Untersuchungsbereich geht damit weit über kulturelle Phänomene hinaus und umfaßt auch die Interaktion von Tieren, die Orientierungs- und Wahrnehmungsweisen aller Lebewesen, die Reiz- und Reaktionsprozesse von Tieren und Pflanzen bis hin zum Stoffwechsel der Organismen und zur Informations-verarbeitung von Maschinen.

  • Die Semiotik verknüpft als anwendungsfähige Grundlagenwissenschaft die Geistes-, Sozial-, Natur- und Technik-wissenschaften und beschäftigt sich mit der integrativen Frage nach der Zeichenhaftigkeit kultureller und natürlicher Phänomene.

  • Die semiotische Fragestellung ist älter als alle wissen-schaftlichen Einzeldisziplinen und dazu geeignet, deren Selbstisolierung zu überwinden und deren Spezialisierung teilweise aufzuheben.

  • Die Semiotik bietet Menschen aus sehr unterschiedlichen Disziplinen und Praxisbereichen ein interdisziplinäres Forum zur Analyse ihrer gemeinsamen Probleme.

  • Die Semiotik eignet sich als theoretische Grundlage für den Dialog zwischen den Kulturen.

 

Signaturenlehre

In der Renaissance entwickelte Lehre von inneren Verwandtschaften durch äußere Ähnlichkeit in der Natur.

Pflanzen wurden nach der S. aufgrund ihrer Formen als Medikamente für kranke Organe gewählt mit denen sie Entsprechungen aufwiesen. Auf dem Hintergrund der S. wurden auch Charakterologien entwickelt, wobei die Ähnlichkeit von menschlichen Gesichtsformen mit tierischen zur Zuweisung von entsprechenden Eigenschaften gewählt wurde, mit denen man die Tiere assoziierte.

 

 

Homöopathie

Schon der Philosoph und Arzt Paracelsus (1493-1541) erkannte die große Bedeutung der verabreichten Menge bei der Beurteilung der Wirkung einer Substanz. So kann die Aufnahme derselben Stoffe aus Pflanzen das eine Mal Siechtum und Tod, das andere Mal Heilung von Krankheiten bedeuten. Wie hoch die Dosis ist, die gerade nicht mehr heilsam, sondern schon giftig wirkt, ist von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich. Auch manche Stoffe, die als besonders gesund gelten (z.B. einige Vitamine), sind ab einer bestimmten Dosis Gifte. Der berühmte Satz des Paracelsus hierzu lautet:

"Wenn ihr jedes Gift richtig erklären wollet, 
was ist dann kein Gift? 
Alle Dinge sind ein Gift und nichts ist ohne Gift, 
nur die Dosis bewirkt, 
daß ein Ding kein Gift ist."

 

 

 
   

 

 
 

Copyright: Daniel Ambühl  Steintisch Verlag Zürich

 

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