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Projekte
 

Daniel Ambühl arbeitet im Wesentlichen projektbezogen. Schöpferische Einfälle werden nicht endlos ausgewalzt, wiederholt  und reproduziert, sondern eigentlich im Einzelnen gelebt: Sie entstehen, entfalten sich und werden abgeschlossen. Wobei sich das insbesondere derjenige leisten kann, der viele Einfälle hat und keinen Mangel an Ideen leidet. Stellvertretend für diesen Bereich sind hier einige Projekte aus der bildenden Kunst ausgewählt, wobei sich ähnliches für die schriftstellerischen Arbeiten Ambühls dokumentieren lässt. Siehe Textarchiv.

Jedes Projekt bedingt spezielle technische Ausbildungen und viel Know How, zum Beispiel zur Ätzungen und Herstellung der feinen Feueremailteile für die Gestaltung der Buchunikate oder der Miniaturgussformen für die Ringunikate. Die notwendigen Informationen dazu beschafft sich Ambühl in Fachbibliotheken. "Jedes Projekt ist für mich auch ein Ausbildungslehrgang. Ja, ich glaube: Es ist diese Erotik des Lernens, des Kennenlernens, die Erotik der Entdeckung und der Erfahrung, die zu jedem dieser Projekte ursprünglich dazu gehört."

 

 
  Das Ompfl

"Das Ompfl“ ist eine Skulptur, eine mannshohe Maschine mit einer fahrenden Eisenbahn, Computer, bewegenden Teilen, Radiogeräten, viel Elektronik und einer Unmenge von Details. In der Mitte auf einer Seifenschale befindet sich eine Kristallkugel.

Der zentrale Teil der Ompfl-Maschine wurde bereits 1986 in der Galerie Commercio ausgestellt. 1991 mit der Übernahme des Ateliers an der Seefeldstrasse wurde die Maschine wesentlich vergrössert und als Objekt auf Rollen zum Mittelpunkt der Radiosendungen „Das Ompfl“. Diese Sendungen fanden 1991 zwölf Mal statt, einmal pro Monat Samstag nachts von 11-01 Uhr auf radio 24. Eingeladen wurden vor allem Spinner und Randfiguren mit seltsamen Ideen: Ein Pfarrer, der behauptet, dass er aus seinem Radiogerät die Stimme seines verstorbenen Sohnes höre. Ufo-Forscher, Physiognomiker, Namensforscher, Witzeerzähler, Schriftsteller, Zauberer, Reinkarnations-Forscher usw. Die Sendung beinhaltete Gespräche, einen Wettbewerb, der mithilfe des Ompfl-Rads entschieden wurde, einer Parodie auf die Glücksräder, und das Erwachsenenmagazin „Pfui“ mit tabulosen Umfragen bei den Besucherinnen und Besuchern der Sendung.  Anstelle von Jingles gab es den Geräuschbaum, eine weitere Skulptur mit Glocken, Gongs, Tröten, Hupen und Lachsäcken. Die Sendungen fanden mit Publikum statt, live via Radioleitung aus einem superprimitiven Low-budget-Studio. 

 

"Dauernd wurde ich natürlich gefragt, was das bedeute: „ Das Ompfl“? und was die Maschine denn nun sei. Zuerst hat mich das ein bisschen in Verlegenheit gebracht, denn ich hatte mir das so genau auch nicht überlegt. Es war auf jeden Fall klar, dass es „Das Ompfl“ heissen musste. Und es war mir auch klar, dass „Das Ompfl“ eine Art Elektro-Orakel ist. Ich habe den Leuten immer wieder gesagt :  „Wenn Ihr eine Frage habt über Euer Leben, dann stellt Euch vor die Maschine hin, fragt Euch die Frage und hört dann in die Maschine rein, ob ihr eine Antwort vernehmen könnt, einen Orakelspruch.“ Dazu muss man wissen, dass die Maschine einen Saulärm veranstaltet hat mit all ihren Radios, Motoren dem Geratter und Rauschen."

 

Erich von Daeniken bewundert am  9.3.91 das ausserirdische OMPFL (Man beachte, dass die Kristallkugel leuchtet!!) 

Ringe und Objekte  

"Weshalb meterhohe, tonnenschwere Skulpturen bauen, die den Menschen den Platz und den kommenden Künstlergenerationen ihre Entwicklungswege versperren?" Ambühls Antwort lautete: Miniaturskulpturen! Figurengruppen und Bildgeschichten verkleinert bis sie Platz finden auf einem Fingerring. Auch diese "Zauberringe", die eigens für eine Ausstellung im Chateau Gütsch in Luzern hergestellt wurden, sind allesamt Unikate, also nach dem Prinzip der verlorenen Form gegossene Einzelstücke in Platin, Gold und Silber, teils mit Edelsteinen besetzt.

 

Zu den Meisterstücken von Ambühls Goldschmeidearbeiten gehören auch diese silberne Zuckerdose in der Form einer venezianischen Gondel mit den dazu gehörenden zwei Glashaltern und einem Krug - genannt T. Rex

 

links oben: Arbeit an der Form für die Platinfassung des grössten roten Diamanten der Welt. links unten: fertige  Platinring.

Buchunikate  

Einzigartig und unvergleichlich - aber wie vieles, das von diesem Künstler stammt, noch kaum entdeckt - sind die Buchunikate von Daniel Ambühl. Als künstlerische Form sind sie seit den mittelalterlichen Codices aus dem Repertoire des Kunsthandwerks praktisch verschwunden. In der zeitgenössischen Kunst wird gelegentlich noch die Spielerei mit der äusseren Form des Buches veranstaltet unter dem Titel "Buchobjekte". Bei Ambühls Buchunikaten haben wir es aber nicht mit solchen "Buchobjekten" zu tun, sondern mit wirklichen Büchern, also mit Texten, Bildern und Einband.

"Das Buch ist für mich das Gesamtkunstwerk par excellance. Es vereint alle handwerklichen Möglichkeiten der bildenden Kunst: Von der Skulptur über die Malerei bis zum Text."

Das erste dieser Buchunikate wurde 1995 in Berlin fertiggestellt: Das Fischgericht. Von einigen weiteren Büchern bestehen schon Einbände aber noch keine konkreten Texte oder Illustrationen. 



oben: Beschläge eines Einbandes für ein Totenbuch. Feueremail auf Feinsilber und Silber. 1992-1994
Format: 22 X 16 cm

links oben: Einband des sogenannten "Ompfl-Buchs". Bronze, Kupfer, Silber, Feueremail auf Feinsilber mit einem massiv goldenen und mit ceylonesischen Edelsteinen besetzten "Baldachin". 1992- 1994 Format: 18 x 14 cm

zh2000  

zh2000 ist der Name eines Kunstwerkes von Daniel Ambühl, welches als 121 Meter langes und ca 30 cm breites Hologramm am seeseitigen Handlauf der Zürcher Quaibrücke hätte angebracht werden sollen. Die 121  100 cm langen Teilstücke erzählen in poetischen Bildern jeweils sechzehneinhalb Jahre der 2000 jährigen Geschichte des christlichen Abendlandes aus Zürcher Sicht. Zwei Teilstücke wurden als dreidimensionale Modelle für die Holographierung fertiggestellt: Der Zeitabschnitt zwischen 1518 bis 1534 mit der Hauptwirkenszeit des Zürcher Reformators Huldrych Zwingli; und der Zeitabschnitt von 1914 bis 1930: Der erste Weltkrieg und die Zwischenkriegszeit.

An jedem holografierten Teilstück wäre eine Telefonnummer angegeben worden, von welcher man per Handy in den wichtigsten Sprachen eine Einführung in das entsprechende Tableau und Informationen über die Inhalte, das Umfeld und die Personen der jeweiligen Zeit hätte abrufen und anhören können. 

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Materialcollage des Tableaus von 1914-1930. Die  einzelnen Elemente sind in der zh2000 Homepage detailliert erklärt.

 

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zh2000 wurde von den Stiftern, dem Zürcher Bankhaus Rahn&Bodmer, am 4.März 1999 dem Stadtpräsidenten angeboten. Es wurde am 21. April 1999 der städtischen Kunstkommission präsentiert.
Am 4. Mai 1999 wurde die Annahme des Kunstwerkes von der Stadt Zürich abgelehnt. Eine öffentliche Diskussion oder Medienberichterstattung zu diesem Projekt hat nicht stattgefunden. 

Die Homepage www.zh2000.ch war eigens für die Präsentation des Projektes zh2000 vor der Zürcher Kunstkommission erstellt worden. Die Internet Homepage wäre integraler Bestandteil des Kunstwerkes zh2000 gewesen und hätte als öffentliche Plattform zur Kommunikation mit allen interessierten Personen gedient.

   
   
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