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Berlin Tagebucheinträge September 1995
  Man will sich immer selbst zuvorkommen. Im Tun mit dem Denken. "Das täte ich jetzt gerne, aber ..." und im Denken mit dem Tun, "Wenn ich das gewüsst hätte ..." Nun aber, da ich es weiss, kann ich das nicht mehr tun. Nur Neues, Anderes noch. Man tut immer das, was in den Zwischenräumen zwischen dem Tun und dem Denken noch wächst. Dieses Tun ist eine Nische des Ungewollten. Eine Peinlichkeit.

Es ist nicht das Tun peinlich und nicht das Denken. Peinlich ist das ungewollt Getane, das beim Nachdenken erscheint und peinlich ist auch das ungewollt Gedachte, das beim Tun erscheint. Davon leben wir, von dieser Peinlichkeit.

Es gibt Bilder für dieses Peinliche. In Berlin ist es der Mauerstreifen. Eigentlich lebt die ganze Stadt von ihm, weil da nichts getan und nichts gedacht wird. Er liegt brach. Alles, was man da tun könnte wird bedacht und das ungewollte daran lädt zum Vergessen ein. Nein, die Wiese da ist nicht vergessen. Im Gegenteil. Sie ist so sehr Teil unseres Lebens, dass sie unberührbar ist. Deshalb wächst dort etwas heran, was die Wut und Enttäuschung zuerst zur Peinlichkeit führt und vor lauter Betretenheit kann man den Garten des Ungewollten von Berlin nicht mehr betreten.

Thomas und ich auf dem Flughafen. Flügel aus Blech. Ein aufgeschnittenes Triebwerk als Modell. Wir sitzen im Restaurant. Gelsemium C 200 gegen die Flugangst. Thomas geht auf die Toilette. In meinem Feuerzeug sieht man das Gas. Es ist da flüssig und auch eine grosse Luftblase ist im durchsichtigen orangen Gehäuse sichtbar. Das Feuerzeug hat zwei Kammern. Wenn ich es waagrecht halte, ist es eine Wasserwaage. Die Blase kann sich zweiteilen, in jede der beiden Kammern gelangen. Ich drehe das Feuerzeug und schaue der Blase zu. Als Thomas von der Toilette zurückkommt erzähle ich ihm, was ich da gesehen und gedacht habe. Da ist also Gas drin und es ist flüssig und wenn man das Rädchen über den Feuerstein dreht erscheint eine Flamme. Sie brennt. "Wenn man in das Gas homöopathisch ein Mittel einfüllen würde, dann wäre das also das Fernsehen der Gestalt dieses Mittels. So müsste das heute gemacht werden. Die Zeit der Homöopathie ist abgelaufen." Es erschreckt mich, dass wir so miteinander reden und uns sogar dabei verstehen können. Dieser Schrecken ist noch ein Rest der Geborgenheit, die in unserer Begegnung liegt. Und auch geteiltes Leid darüber, dass wir damit einsam sind, verloren das runde Flughafengebäude durchkurven und uns unterhalten darüber, dass ich nicht zuviel wissen will, damit ich es noch tun kann und er nicht zuviel tun will, um sich am Wissen zu erfreuen. Freude ist bei allen Gegensätzen so verbindend. Man trifft sich auf der Wiese zwischen dem Gewollten. Der eine von der Seite, der andere von dieser Seite. Da stehen wir dann und könnten auch anders, aber wir wollen nicht. Wegen dem "Wollen". Vielleicht wenn wir müssten. Unter Zwang sozusagen. Aus Trotz gegen den Trotz es dann doch tun. Nur um dem Zwang zu entwischen. Dann genau nicht mehr wehren, nicht mehr trotzen. Der Zwingli würde uns vielleicht endlich erscheinen und uns zwingen zum Ungewollten. das könnte er dann aber nicht, weil wir uns ja gar nicht wehren wollen. Wenn wenigstens ein Zwang da wäre, den man noch Ernst nehmen könnte. Wer aber sollte uns zwingen, etwas zu erklären, was niemand wissen will. Wir sind es ja, die sich ungeborgen fühlen unter all denen, die das nicht verstehen. Die andern nicht. Dass man sowas nicht verstehen kann ist unglaublich. Und man denkt dabei, dass es die meisten eben nicht verstehen wollen. Das ist peinlich. Peinlich für uns. Wie sag ich's meinem Kinde? Ich hätte vieles begriffen, wenn man nicht versucht hätte, es mir zu erklären.

 Wir haben jetzt also ohne Nutzen und ohne Absicht und völlig unsinnig und ungewollt ein Mittel in der Hand. Mekonium heisst das, Puppenharn. Das ganze homöopathisch C 30. Dreissig mal habe ich hundert Tropfen Alkohol in ein sterilisiertes Fläschen gezählt, dann ein Tropfen der letzten Potenz dazugegeben und zehn mal geschüttelt. Mekonium C 30.

Und jetzt? Das ist doch schon alles gemacht und gedacht.

Ist es nicht verückt. "Wir könnten jetzt entscheiden, wir machen eine Firma, produzieren dieses Mekonium, füllen es in Fläschchen, mit dem Bild der Schmetterlinge drauf, schreiben einen Leitfaden "Welcher Schmetterling bin ich?" Dann organisieren wir den Vertrieb, am besten über Californien, L.A. wäre zum Beispiel kaputt genug. Mars- Saturn sagt doch niemandem etwas. Man muss sagen es hilft gegen Allergien, Pickel, Depressionen, Unfruchtbarkeit, gegen Krebs und Aids also gegen alles. Und wir würden ja nicht mal lügen wegen dem, was wir da sagen würden. Es hätte einfach mit uns dann nichts mehr zu tun, aber gelogen wäre das nicht. Aber wir haben es ja nicht gedacht als Mittel gegen etwas. Es soll doch ein Mittel für etwas sein. Doch das zu erklären? Und ob man das dann noch will?

 "Eigentlich kann man das Mittel mit gutem Gewissen niemandem geben heute." Wer verschreibt schon ein Mittel für Peinlichkeit und Einsamkeit und Angst. Ausser es würden alle davon nehmen. Dann wäre es Heiterkeit. Aber wenn einer nicht mitmacht, haut es nicht hin. Es müssen immer alle davon nehmen, dann ist jedes Mittel recht.

 Das Informationszeitalter hat seine Tücken. Die Information ist ein Mittel zur Verabreichung von Gestalt auf einer neuen Ebene. Nicht auf der Zunge, nicht über die Schleimhäute, nicht als Tee und Aufguss, nicht als Feststoff. Nein, als Licht, Feuer, wenn man so will. Gestalt durch Feuer. Technisch zwar, als Licht. Das Feuer ist angesprochen, als das Element, durch welches Gestalt noch zum Menschen dringt. Das ist ein Bild, wie es abgeleitet wird, ein Bild, wie es geahnt wird. Gemeint ist das Fernsehen der Gestalt im Gas des Feuerzeugs. Durchs Auge und durch Wärme. Nicht nur Licht, Nein, durch Wärme.

 

Wie lange lebt ein Mensch ohne Nahrung : Drei Wochen

Wie lange lebt ein Mensch ohne Wasser : Drei Tage

Wie lange lebt ein Mensch ohne Luft : Drei Minuten

Wie lange lebt ein Mensch ohne Feuer

 

Das ist die Hauptfrage. Der 20.Tag

 

Sonntag 17.9.1995

Spaziergang mit Eltern, Azita und Alisha. Elisabethenkirche, Rosenthalerplatz, Hackescher Markt über den Steg am Bodemuesum vorbei zum Trödelmarkt. Kaffe im Zeughaus. Zurück am Dom vorbei.Christian keller besucht uns. Gespräch im Atelier. Fondueessen.

Ein lautes Schweigen hat mich erfasst. So auffällig kann man nichts sagen. Neben dem eigenen Vater Hergehen durch die tristen, aufgerissenen Strassen an den in Baugerüsten verpupten Häusern vorbei. "Es gibt noch viel zu renovieren". Die Mutter hat immer den Blick für das, was getan werden muss. Alisha hängt in einem Beutel vor meinem Bauch und schläft. 21 Tage ist sie alt. Drei mal sieben Tage. Das Kamel trägt sie durch die sonntäglich bevölkerte Pracht. Schmetterlinge kurven im waremn Sonnenlicht. èber den Steg beim Bodemuseum betreten wir den Flohmarkt. Ein Gewimmel von Leuten. Sie rieseln wie Sandkörner den Ständen entlang. Alles alte Bücher. Die Überlebenden. Das alte ist ein Faszinosum. Erinnerungsarbeit. Drei Generationen. Tradition zu kaufen. Gekauft, gehasst, verkauft, fortgeworfen, vermisst, geliebt, gekauft. Jeder Umgang verdünnt. Erinnerungen halten die Dinge am Leben. Wenn sie abbrechen, verschwinden sie. Thomas sagt : "Der Wal kann nicht aussterben solange es das Wort Wal noch gibt". Das ist die Kraft der Erinnerung, die Macht des Mythos. Ein Wort ist noch übriggeblieben und in ihm hat sich das Leben ein letztes Ksitchen geschaffen, für die ungewisse Überfahrt, um über das grosse wasser der Flut zu treiben, bis aus ihm eine Taube ausgesendet wird und sie wieder Land findet, wo das Verpuppte in der Worthülle wieder ausschlüpfen kann. Alte Bücher haben etwas flehendes, wie die Frau an der Anklamerstrasse. Diese zerfurchte, verdörrte, verblichene Greisin, die den ganzen Tag am Fenster steht und das Vorbeigehen bestaunt. Es ist unglaublich, dass es für sie auch ein heute geben soll. Ein Jetzt. Dass das fenstre noch offen ist. So seh ich meinen Grossvater, we er am fenster sitzt und über den garten vor dem haus auf die Strasse schaut und zum Rössli hinüber. Wer geht da ein und aus. Woherbkommt der Bus mit den Ländlerfreunden, die ihre Kinder in das kleine Tufertschqwiler Dineyland schicken. Auf der Wiese, wo früher Zwetschgenbäume standen, wurde eine Eisenbahnschiene verlegt. Eine Schauckel , ein Plastikkrabbelrohr. Die ganze Peinlichkeit des Lebens beschaute sich mein Grossvater. Staunen über den Gang der Welt, dass sich das Dorf so verändern konnte. Die Katholiken gehen jetzt mit den Reformierten in die Schule. Heuberger s Sekzeugnis hat mein Vater zerrissen. Im Alter von 66 Jahren. Beim Zügeln sei es ihm in dei Hände gekommen. Das häte ihn so aufgeregt, dass er es zerriss. Er war der einzige reformierte in der Sek. Heuberger hat ihm immer wieder vorgehalten, was das für eine Schweinerei der Reformierten sei, all die Bilder zu zerstlören und aus den Kirchen zu nehmen. "Was konnte ich dafür, war ich dafür verantwoprtlich" sagte mein vaetr gestern. Die Katholiken haben ale Stechpalmen in den Wäldern abgeschnitten für den palmsonntag und über die Jobnscshwiler erzählte man unter sich die Geschichte von den Maienkäfern. Eines tages häten sich die Jonschwiler entschieden, alle Maienkäfer einzusameln. Ale Bewohner schärmten mit Kesseln und Gläsern aus. Sie schüttelen die vollgefressenen Käfer von den Bäumen. Dann schüttete man sie in ein grosses Holzfas. das Holzfas wurde in die Kirche gebracht. da hat der Pfarrer die Maienkäfer zum Tode verurteilt. Dann brachte man das verschlossene fas zum Jonschwiler felsen und warf es über den Abgrund in die Thur hinuter. Da schlug das fas aber auf einen felsen auf, zerbrach und alle Käfer flogen davon.

Für ein Krähenei zahlte die gemeinde 20 rappen für ein paar Krähenfüsse 50 Rapen. Die Scherrers seien besonders schiesswütige Kerle gewesen. Sie häten jeweils alötes Brot mit Schnaps getränkt und auf die Felder geworfen. Die Krähe wurden betrunken. Man konnte sie dann von hand einsammeln, totschlagen und ihre Füsse zur Gemeinde bringen. Weshalb die Krähen so verhast waren konnte mein vater nicht sagen.

Alles alte Geschichten. Heute steht in Tuferschwil eine Schaukäserei. Ein Alpendisneyland der Eigenmanns hat sich auf die grosse Wiese unterhalb des Hauses meiner Grosseltern ausgebreitet. Da kommen jetzt die Städter mit Bussen. Die Büsser kommen. Das Bauernleben wird da vorgeführt. Eine Kuh, ein Bauer, ein Käser, ein Schweinestal. Alles nur Theater. gegen Eintritt.

 Sei nich traurig Grossvater. Du hast nichts falsch gemacht. Dein lebendiges Gesicht und selbst die heute zum Kitsch vergärte Mühsal Deines Lebens ist bis nach Berlin gekommen. Und selbst da gibt es noch Wiesen, wie Du sie noch kanntest.

Deine Urenkelin ist 21 tage alt. Ja, Grosi, Deine gütigen Augen und deine warmen, roten Wangen glühen noch heute. Und der Bräker Ulrich steht daneben und sagt :"Alles wie gehabt, Nur die Bühnenbilder haben etwas gewechselt." Wie kann man heute noch Bauer sein? Meine Kühe fliegen. Bauer bin ich nicht. Eher Hirte.Ein Stadthirte. Meine Kühe sind die Schmetterlinge. Ich lebe von dem, was sie mir geben. Seelenmilch. Daraus mach ich Rahm und Butter und Käse.

 Weshalb hat das niemand gemerkt? Das ist doch nicht schwer, sowas zu sehen. Das Idyll des Waldes im Winter, in welchem ich Dir al Knobli helfen durfte, Fallholz zusammenzuschlepen, auus dem Du die Büscheli für den Winter machtest. Das Idyll ist noch da. Es trügt nicht in meinem Herzen. Da nicht. Mir scheint, dass Deine Sehnsüchte mit mir mitgekommen sind. Kannst Du verstehen, dass ich schweige? So unnütz wie mein Tun in dieser Welt scheint. Als meine Eltern mein Atelier besichtuigten, wagte ich kaum von all den Dingen zu erzählen, an denen ich denke, die ich da hüte. Und von meinem Käse, dem Mekonium, das ich als Stadthirte meiner fliegenden Kühe von der Wiese terschüttelt habe zu einem Nichts mit Etikett. Wie kann da in solchen Fläschchen etwas drin sein, wenn doch nichts drin ist für diese Welt? Wie sag ich's meinen Eltern?

 Mit dieser Stadt habe ich doch nichts zu tun. Nur mit dieser Wiese gleich neben meinem Haus. Man muss das zuerst mal merken. Hab ja auch gedacht ich sei hiergekommen, wegen der Stadt, wegen der Galerien, wegen der Kulturmetropole, weil ich dachte, dass da ein Einkommen für Azita und mich und jetzt für Alisha zu erhalten sei. Nun aber merk ich, dass mein Einkommen von dieser Wiese kommt, auf der die Hunde scheissen, wo in einem versteck zwischen Bernnesseln die Penner auf der Flucht übernachten, wo die leergetrunkenen Bierflaschen liegen, die weggeworfenen Schueh und Kleider, Bretter. Der ganze urbane Kompost auf dem Acker des Unnützen. Da bin ich Hirte. Und ch kämpfe dafür, meine Aufgabe ernst zu nehmen, wenn alle lachen. Das Gefühl kennst Du sicher auch. Und mein vater het mir mal eine Szene beschrieben. Deine Frau musste arbeiten gehen in Bütschwil in einmer Stickerei. Grosi ist zu Fuss von Tuferstchwil zu Fuss nach Lütisburg gegangen. Und mein Vater sass als kleiner Junge auf der Treppe vor der Eingangstüre des "Grüebli"-Hauses und hat gewartet bis sie abends nach hause kam, zu Dir und Euren sechs Kindern. Du kennst das Gefühl, alles zu geben an Deinem Platz und nicht zu schauen, was man dafür erhält. Auch wenn keine Kuh mer Dir gehörte, sie gehörten alle den fetten Viehhändlern, die sich in Lichtensteig am Markt trafen und bündelweise Geld im Sack hatten. Du kennst das Gefühl, dass Deine Kinder in die Stadt gingen, dass meine Eltern mich da in Zürich Daniel tauften und nicht Heinrich. Ja, der Daniel, den Du kanntest, war vielleicht ein Schlufi, er war reich und fiel von seinem Pferdewagen und wurde arm und nicht mehr gesund. Und schau, ich bin vielleicht auch ein Schlufi und auch vom Charre gheit, aber man kann die Wiesen nicht hassen, weil sie einem nicht das geben, was man für sein Leben braucht. Die Wiese kommt zurück und hilft dann, wenn Du sie wirklich brauchst, dann, wenn sie niemand mehr will, wenn sie niemand mehr braucht, wenn sie aufgegeben ist, unnützer bracher Boden. Genau dann kommt sie wieder. Mitten in Berlin. Und da wächst jetzt der stolze Heinrich (Natterwurz). Für Dich war dieser stolze Heinrich noch ein Unkraut, das deine Kühe gemieden haben. Meinen Kühen aber dient der stolze Heinrich als himmlisches Futter. Das ist mein Stolz, wenn ich respektvoll an Dich denke. Der 21.Tag.

 

19.9.1995

Ungeduld in der Nacht. Alisha in die Stube gebracht. Azita protestiert. Böse sein mit Alisha. Standpauke von Azita. Lange geschlafen, nicht mitgemacht. Einkaufen. Verzweiflung. Hoffnungslosigkeit. Das Trinkgeld für die Frau im Cafe Grenzenlos. Windeln. Erinnerung an Gespräch mit Keller. Versöhnung mit Azita. Einnahme von Mekonium C 30 ein Tropfen.

 Im Atelier am Laptop, unterhalb von Alishas Zimmer. Nicht im Berliner Zimmer. Zu dunkel. Bedürfnis nach Licht. Fenster offen. Cola light. Verzicht durch Konsum. Über die eigene Unzulänglichkeit. Das Gefühl des Unrechts am Unschuldigen. Schutz und Gleichgültigkeit. Wie das Verletzliche die andern verletzt. Die Müdigkeit. Daniel will Richter sein. Demut fehlt. Aber Gott ist sein Richter.

Gespräch mit meinem Vater über Tuferstwil und seine Herkunft.

Eine Verwechslung. Das war Heinrich, der vom Wagen fiel, der begüterte Viehhändler zog sich eine Hirnverletzung zu.In der Verzweiflung kontaktierten sie einen Wunderheiler und verloren all ihr Geld. Mein Vater Heinrich wurde in dem Haus geboren, wo mein Urgrossvater Heinrich gestorben ist. Der Daniel war einer der in Dottenwil wohnte. Weshalb mein Grossvater ihn nicht mochte ist meinem Vater nicht ganz klar. Wahrscheinlich wegen eines Viehhandels, wegen einer Kuh, die nicht brachte was versprochen war. Die Ambühl waren schon immer unstete Menschen. Mein Urgossvater Heinrich wohnte in vielen Dörfern, mein Grossvater zügelte in Tuferstwil immer wieder. Er lernte meine Grossmutter Zusette oder Susette kennen, weil sie als 24-jährige meinen Urgorssvater nach seinem Unfall in der Steg pflegte. Erst im Alter von 32 Jahren, 1927, hatte mein Grossvater einen ersten Sohn, meinen Vater Heinrich. Im Alter von 20 Jahren musste mein Grossvater zur Armee in den ersten Weltkrieg. Im Zweiten musste er nur eine Woche wegen seinem Gehörschaden. Das nicht gut hören, das späte Kinderkriegen scheint mit der Unruhe zusammen zu den Ambühls zu gehören.

 Koffein

Der 22. Tag

Was heisst das, dass ich nicht gut höre? Eine Entfernung von der Welt. Wieder hingehen müssen. Nicht zu trauen. Nicht hören wollen. Muss sehen.

 Der 23. Tag

 18.9. Anruf Saegesser. Saegesser will, dass ich ein Bild für sein Billardzimer mache. Eltern auf den Bahnhof Lichtenberg gebracht

 19.9. Christian Doelker kommt nach Berlin. Er will uns besuchen. Er schreibt an einem Buch über Bild und Sprache. Brief und Paket von Ellen Ringier

 20.9.1995

Schreibe am Admiral. Den ganzen Tag.

 Der 24. tag

 21.9.1995

Christian Doelker abgeholt vom Flughafen , Besuch von Bodemueseum und Nationalgalerie. Er schrieb ein Buch über Bildsprache. Gespräche über meine Buchunikate, Fernsehen. Nachmittags Spaziergang mit Alisha und Azita. Brief von Walti Lutz erhalten. Alishas erste Träne.

 

 
 

Copyright: Daniel Ambühl  Steintisch Verlag Zürich

 

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