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Daniel Ambühl
1
Die Welt ist begrenzt. Wir sind begrenzt.
Wir begrenzen. Uns und andere. Immer wieder. Grenzen in Ewigkeit, aber auch Ewigkeit in
Grenzen. Ist es nicht erstaunlich, dass in der Begrenzung Ewiges wohnt; dass wir der
Wahrheit an diesen Übergängen am nächsten sind? Und auch, dass die grösste Grenze
unseres irdischen Lebens, der Tod, das grösste Geheimnis des Lebens für uns hütet?
Geheimnis der Grenze. Grenze des Geheimnisses. Wer könnte das Geheimnis der Ewigkeit
sorgsamer hüten als der treueste Begleiter des Lebens: der Tod.
Was ist an der Plastikblume noch Blume,
wenn sie nicht verwelken kann? Ist nicht der Sommerstrauss vom Grenzstreifen deshalb
Liebesgabe, weil all die Blumen gepflückt und zusammen in die Vase gestellt sind, wie
auch wir mit unseren Liebsten zusammen in diese Welt, in diese Zeit und an diesen Ort
gestellt sind? In der Vase dieser Welt trinken wir aus dem Wasser der Zeit, doch unsere
Blüten und Früchte reichen in den Himmel. Wie eine Rose sind wir an unseren Ort
gestellt, um Erde und Himmel zu verbinden, als lebendige Grenze.
In der Skulptur "Puppenharn"
taucht das Thema der Grenze und der Begrenzung in der Chiffer der Veredelung auf. Bildhaft
erscheint sie da als der Schnitt, der die Säfte aus dem wilden Wurzelstock gleichsam
staut, um sie in den aufgepfropften Zweig zu leiten. Das Blut aus dem triebhaften Leben
wird da in die Veredelung geführt. An diesem Einschnitt reichen sich die Nefesh, die
natürliche Seele, und die Neshama, die göttliche Seele, die Hände; umarmen sich, lernen
sich kennen, wachsen zusammen auf diesem Grenzstreifen, am Ort, wo sie enden. Genau da und
nur da können sie zusammen sein. Glück der Begrenzung, Glück der Begegnung.
Doch kann das Zusammenwachsen nur gelingen,
wenn die Teile damit einverstanden sind; wenn die Wurzel ertragen kann, dass sie keine
eigenen Blätter, Stengel und Früchte hat, und der edle Zweig ertragen kann, dass er
keine eigenen Wurzeln hat. Wird es nicht ertragen, so müsste der Instinkt der
Wurzeltriebe im Boden doch rufen: "Das geht doch nicht! Ich kann doch nicht mit etwas
zusammenwachsen, das nicht von mir ist, das ich nicht kenne, von dem ich nichts weiss! Was
soll das?" Und wenn die Wurzel keine Antwort auf diese Frage erhält, muss sie zu
Tode verzweifeln.
Dennoch geht es. Die Wurzelsäfte strömen
in den Edelzweig. Die beiden Getrennten und Zusammengeführten ergänzen sich. Hat da
eventuell der Edelzweig, die Neshama, zur Wurzel gesprochen und ihre Frage beantworten
können? Was hat sie gesagt?
2
Eine weitere Verzweiflung begleitet eine
edle Rose ihr ganzes Leben lang. Es ist da eine Grenze, die ihr unüberwindbar scheint.
Eine ungeheure Mauer steht da, davor ein Minenfeld. In Abständen Türme mit Wächtern,
die auf alles schiessen, was ins gleissende Licht der Scheinwerfer gerät, die das
Niemandsland in der Nacht beleuchten. Nicht mal in diesen Todesstreifen kann man da
kommen! Davor ist noch ein Zaun mit Selbstschussanlagen. Eine solche Grenze erscheint da
im Leben der edlen Rose, die blüht und schon Früchte trägt. Ihr eigener Tod, ihr
eigenes Verwelken ist in Anbetracht dieser Grenze fast belanglos. Es ist die Begrenzung,
dass der Same, der aus der Frucht der edlen Rose in die Erde fällt, nicht wieder eine
edle Rose wird. Der Same ist wild. Er wird wieder zur wilden Rose, verwildert.
Man muss sich diesen Schrecken vorstellen,
wenn wir mit ansehen müssten, dass unsere Kinder als Affen zur Welt kämen!
Unvorstellbar! So ist es aber für die Rose. Sie weiss, dass alles, was sie trägt: ihr
schönes Blühen, ihr schöner Duft, alles, für was sie geliebt wird und worauf sie stolz
ist, untergeht. Sie weiss auch, dass alles, was ihr kraft ihrer Liebe zu den wilden
Säften ihrer Wurzel im Leben erwuchst, mit ihr stirbt, dass alles vergeblich war. Das ist
eine grausame Grenze, teuflisches Werk, nicht wahr?
Nicht wahr! Die Rose, die so schön blühte
gibt es bis heute. Es geht also! Es ist ein Durchbruch möglich durch diese Grenze. Die
Verzweiflung der Rose ist nicht zum Tode. Die Verzweiflung war umsonst! Wer hat zu der
Rose geredet, dass sie nicht verbittert wurde. Wer hat zu ihr gesprochen, dass sie so
zuversichtlich blüht bis heute? Und vor allem, was hat man dieser Rose gesagt? Ich
möchte gerne wissen, wie diese höllische Verzweiflung so überraschend verschwindet.
Die Antwort ist lächerlich: der
Rosenzüchter hat zur Rose geredet. Aber nicht nur das. Er liebt die Rose, er liebt ihre
schönen Blüten und ihren himmlischen Duft. Ja, der Rosenzüchter hat doch die Veredelung
gemacht. Und er wünschte sich nichts so sehr, als dass er sich an genau dieser Rose immer
erfreuen kann, auch wenn sie selbst verwelkt ist. Er ist doch der Liebhaber der Rose. Er
wird von ihr Zweige nehmen, die allerschönsten Zweige, und sie liebevoll auf die
empfänglichsten Wurzelstöcke der wilden Rose setzen. Wie konnte die Rose so etwas ahnen?
Sie hatte doch immer gedacht, dass sie selbst dafür sorgen muss, dass ihre Schönheit und
Güte und Liebe, die sie leidenschaftlich erlebte, bestand hat in der Welt.
3
Die Rose und der Wein sind Urbilder für
den Menschen, Gleichnisse seines Lebens in ungeahnter Grösse. Der Wein und die Rose
müssen immer wieder liebevoll gepflegt, beschnitten und immer wieder veredelt werden, um
süsse Früchte und schöne, herrlich duftende Blüten in Fülle zu tragen. Es braucht
dazu das Tun des Menschen, das - in Tradition gegründet - Kultur heisst.
Steht nicht der Mensch im Gleichnis der
Rose in dieser Welt? Er wird doch auch von Gott geliebt, dem Liebhaber des Menschen, der
ihn schützt und pflegt und ihn immer wieder veredelt. Das aber kann man nicht wissen, das
kann man nur glauben. Man ahnt es, wenn wir die Freude sehen, den Glanz der Kerzenflamme
in den Augen der Geliebten, wenn wir ihr eine Rose schenken, wenn die Röte und Wärme in
uns steigt, wenn wir dann ein Glas vom feinsten Wein trinken. Wer will denn nun, wenn die
Liebe da ist, noch wissen? Hat man je einen Liebhaber der Rosen gefragt, weshalb er
den ganzen Tag und bei jedem Wetter im Garten steht und seine Rosen betrachtet? Sogar im
Winter, wenn sie unter den Tannenzweigen und unter dem Schnee, der auf ihnen liegt,
verborgen sind, um sie vor dem Frost zu schützen? Hat man je einen solchen Liebhaber der
Rose gefragt, weshalb er die Rosen liebt?
Der Saft aus dem Wurzelstock des Wilden
fliesst durch den Schnitt im Stamm in die Krone des Edlen, um eine schöne Frucht zu
tragen. So ist der Mensch selbst im Gleichnis der veredelten Rose und der veredelten
Weinrebe. Ist es aber nicht traurig, dass ein Same aus der veredelten Weinbeere nicht
selbst schon als edle Weinrebe aus dem Boden wachsen kann? Ist es nicht zum Verzweifeln,
dass alle Errungeschaften des Geistes im Übergang zur nächsten Generation wieder
verwildern, von ihnen von neuem veredelt werden muss? Weshalb ist Geist und Glauben nicht
Erbgut hier? Weshalb gibt es keine edle Rasse, sondern immer nur edle Zweige auf wilden
Wurzelstöcken?
Traurig ist es nur dann, wenn die Rose
meint, ohne die Liebe des Rosenzüchters ewig weiterbestehen zu wollen - oder die Nefesh
meint, ohne das Traumgespräch mit der Neshama zur edlen Rose zu werden. Wenn der Mensch
sich anmasst, seine Veredelung selber zu schaffen, dann gebärdet sich seine Nefesh als
Neshama. In dieser Lüge verdrängt sie die Neshama und beleidigt gleichzeitig ihre eigene
Herkunft, ihre eigenen Wurzeln und ihr eigenes Wachsen. Dann leidet der Mensch, weil er
einseitig ist, und ihn die Waagschale der Leistung, es selber machen zu müssen, zu Boden
zieht. Damit ist sein Zusammenwachsen gefährdet.
4
Den Menschen betrifft das Gesetz von
Begrenzung und Veredelung in all seinen Ebenen. Ohne Begrenzung seines triebhaften Lebens
kann er nicht geistiges Wesen sein. Ohne Begrenzung seines geistigen Lebens, kann er nicht
göttliches Wesen sein. Aber auch dies: ohne Begrenzung seines religiösen Lebens kann er
nicht ein Wesen von unmittelbarer Lebenskraft sein. Vom Vertrauen in diese Begrenzung
nährt sich das Gelingen und die Fruchtbarkeit des Menschen. Doch ist Treue und Trost
dafür nicht nur unabdingbare Voraussetzung, sondern zugleich Infragestellung von
ungeheurem Ausmass. Die Entwicklung des Schmetterlings erzählt von diesem Drama.
Nach der triebhaften Fresserei der Raupe
vom Überfluss der Futterpflanze erstarrt völlig unerwartet ihre Haut zur Puppe. Diese
Begrenzung des Raupenseins ist ein tiefer Einschnitt, aber auch Versprechen dafür, dass
die Raupe zu Anderem bestimmt ist als zum Raupendasein, dass aus ihr einst ein
Schmetterling werden soll. Die Anlage dazu ist zwar bereits in der Raupe vorhanden, dort
aber verborgen. Die gierigen und gehetzten Fressmaschinen der Raupen des Tagpfauenauges,
pechscharz mit langen lanzenförmigen Stacheln besetzt, lassen die Eleganz und
Genügsamkeit des Schmetterlinges nicht ahnen. Es scheint fast unmöglich, von der Gestalt
der Raupe auf die des zugehörigen Schmetterlings zu schliessen. So wenig sie in ihrem
Äusseren auf die kommende Gestalt hinweist, so wenig kann die frisch verpuppte Raupe vom
Glück ihrer Verwandlung wissen. Unglück des Wissens. Sie wird im Moment, in dem sie in
der Verpuppungsunruhe von ihrer Futterpflanze flieht, ihrer verborgenen Bestimmung wie
einer überdeutlichen inneren Stimme folgen und sich an einen Ort für die Verpuppung
niederlassen.
Zunächst einmal wird sie da realisieren,
dass sie ihrer äusseren Bewegung völlig beraubt ist und sich ihre Haut zu einem Sarg
versteift. Verbannung! Darin lebt sie, alleingelassen mit ihrer inneren Bewegung, einsam
aber auch in der Ungewissheit der in ihr vorgehenden Verwandlung zum Schmetterling. Damit
die Metamorphose gelingt, muss die Anlage des Schmetterlings zur Raupe sprechen, sie
sozusagen trösten, dass sie nun untergeht im Innern des Sarges, aber auch wieder
aufersteht als Schmetterling. Trost ist insofern Verkündigung des Todes, als er zur
Auferstehung hin gerichtet ist. Trost auf Verderb und Gedeih. Ein gewagtes Unterfangen.
5
Eine Geschichte dieses Wagnisses wird in
der biblische Geschichte von Abraham erzählt.
Gott verlangt von Abraham, er solle ihm
seinen geliebten Sohn Isaak als Opfer auf dem Berg Morija darbringen. Nicht ein Lamm aus
seiner grossen Herde soll es sein. Er soll Isaak, sein eigenes Fleisch und Blut, opfern.
Ein grausamer Befehl. Hat Gott nicht Abraham zuvor versprochen, dass ganz Israel einst aus
Isaak hervorgehen würde? Und nun verlangte er also von Abraham, dass Isaak sterben soll,
nicht nur sein Sohn, sondern mit ihm das ganze kommende Menschengeschlecht. Abraham kann
das nicht begreifen. Dennoch bittet Abraham, der in seinem festen Glauben gefasste, schon
alte Mann, seinen Sohn Isaak, ihn auf eine Reise zu begleiten, damit er an einem fernen
Ort ein Opfer darbringen könne. Isaak geht freudig mit. Am Fuss des Berges angekommen,
trägt er das Holz, Abraham selbst das tönerne Krüglein des Feuernestes. "Wo ist
denn unser Opferlamm?" fragt Isaak. "Gott wird für ein Opferlamm sorgen",
antwortet Abraham. Schweigend steigen sie weiter auf.
Auf dem Gipfel angekommen, bereiten sie
alles für das Opfer vor. Und Abraham, der noch immer darauf gehofft hatte, dass Gott ihm
ein Lamm schicken und ihn von der Last seines Auftrages befreien würde, spricht dann
schweren Herzens zu Isaak: "Gott hat uns kein Lamm geschickt. Du musst das Lamm
sein." Er bindet Isaak und ist bereit, ihn zu opfern. Die Geste Abrahams genügt
Gott. Er lässt ihm seine leibliche Frucht. Überglücklich bindet der alte Mann seinen
jüngsten Spross los. Und da sehen die beiden, dass sich in einem nahen Gebüsch ein Lamm
verfangen hatte, das sie dann gemeinsam Gott opfern.
Abraham hat in seiner Entschlossenheit, das
Begreifbare dem Unbegreiflichen zu opfern, auch die Kausalität des Tuns und Denkens dem
in ihm wirkenden Wort Gottes, der Neshama, gewidmet. In dieser Haltung wird Abraham zum
Stammvater aller Menschen. Er weiht auf dem Prüfstein des Altars damit auch seinen Sohn
in das Geheimnis der Tradition des Glaubens ein. Nicht nur widmet er seine Frucht dem
Himmel, sondern nimmt damit auch an, dass sie von dort kommt. Der Vater führt in festem
Vertrauen seinen Sohn zum Punkte, wo all ihr Begreifliches endet, wo selbst Erhofftes
unterzugehen scheint. Doch da findet dann der Durchbruch statt.
In Abrahams unerschütterlichem Glauben an
den Sinn des Opfers seiner Früchte offenbart sich Gott als Veredler des Menschen. Gott
schliesst einen ewigen Bund mit dem Menschen: Jeder Mensch erhält von der Erde den wilden
Wurzelstock, von Gott persönlich aber den edlen Zweig. Abraham wächst auf dem Berg
Morija mit seinem verborgenen Geheimnis zusammen. In diesem Zusammenwachsen wird er zum
ersten neuen Menschen, zum ersten Gläubigen. Unmissverständlich führt die Geschichte
dahin, dass Mensch sein bedeutet, geistiger Nachkomme Abrahams zu sein. Tradition des
Menschen bezieht sich auf diesen Begriff der Abstammung, der gleichnishaft in der
Geschichte Abrahams gefasst ist.
6
Noch anders könnten wir diese Geschichte
erzählen. Wir erzählen sie als Geschichte über die Bronzezeit. Es ist aber keine
geschichtliche Geschichte, sondern eine über die Bronze und die Zeit. Wir hören da der
Bronzeplatte zu, die innerhalb der Skulptur den Bruch bezeichnet, gleichwohl aber auch das
Zusammenwachsen. Die beiden Bronzefiguren auf der Platte müssen wir dazu für den Moment
ausklammern. Wir sparen sie uns für später auf.
Betrachten wir die bronzene Schicht. Wenn
wir Geschichte als Chiffer nehmen, verweist die Bronzezeit auf folgenschwere Übergänge.
Die Zeit der Jäger und Sammler, die den Wegen des Überflusses als Nomaden folgen, endet.
Schwer zu sagen, ob der Überfluss schwand durch klimatische Aenderungen oder weil sich
die Menschen stark vermehrten - oder ob bloss das Vertrauen in den Überfluss schwand;
vielleicht, weil der Mensch gelernt hatte, grössere Zeiträume zu überblicken, und ihn
diese Vorausschau plötzlich ängstigte in seiner Abhängigkeit vom täglichen Sammler-
und Jägerglück, in seiner Bedürftigkeit des Glücks insgesamt.
Wie dem auch sei. Zwänge wurden gesetzt,
so dass sich der Mensch nun selber um die Herstellung des Überflusses zu bemühen
beginnt, zuerst als Viehzüchter - also noch teilweise mobil mit dem Vorrat seiner Herden
-, dann aber als sesshafter Bauer, Händler und Städter - gebunden an seine Scholle, und
zur Verteidigung seines Landes berufen.
Ein tiefer Einschnitt bedeutet diese lange
Phase des Sesshaft-Werdens. Die Welt ist nicht mehr unbegrenzte Allmend, sondern wird nun
innerhalb von Grenzen besessen, auf- und zugeteilt, der Besitz umzäunt, ummauert,
Zugänge bewacht, mit Zöllen belegt. Ein neuer Begriff der Grenze entsteht. Es ist nicht
länger nur die Natur, die mit ihren Hindernissen dem Menschen Grenzen setzt. Der Mensch
selbst setzt sich Grenzen und befestigt und markiert sie als Hindernisse wie Zäune,
Grenzsteine und Mauern. Doch mussten diesen Grenzen gleichwohl auch Bedingungen für den
Übertritt zugrunde liegen und Regeln ihrer Wahrung. Das geistige Fundament dieser
Selbstbegrenzung setzt ein Denken in Begriffen voraus. Solche allerdings, die mit dem
Wesen des Menschen in Einklang stehen.
Die Bronzezeit ist auch Grenze von
historischer und prähistorischer Zeit. Begrifflichkeit erscheint überhaupt erst an
dieser Grenze oder doch zumindest in völlig neuer Form: als schriftlich Niedergelegtes.
Diese neue Begrifflichkeit ist Voraussetzung für das Verständnis biblischer Gleichnisse.
Hierin unterscheiden sich Höhlenzeichnungen eines Lammes ganz wesentlich vom Lamm in der
Bibel. Zwar sind auch die Bilder in der Höhle von Lascaux schon Resultat von Reflexion -
Sprache muss es dazu schon gegeben haben. Wenngleich, erst im Aufscheinen sprachlicher
Begrenztheit, oder im Schwund des Vertrauens in das Sprechen, kann aus Sprache Schrift
werden, Bild der Sprache.
Nochmals ist damit die alles Leben
durchdringende Wirkung der Begrenzung angedeutet, die in der Bronzezeit zur
Überlebensfrage der Kultur wird. Das Überleben des Menschen benötigt ein Über-Leben,
einen Begriff dessen, was jenseits der Grenzen dieser Welt und jenseits der Grenzen der
Sprache wirkt.
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